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Bebauung Ortsmitte Mühlhofen

Die Geschichte vom Mühlhofer Loch

Das Bürger- und Umweltforum hatte im Frühjahr 2014 den richtigen Riecher, als es sich gegen den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Ortsmitte Mühlhofen und damit das Projekt der Aach-Arkaden aussprach. Ebenso die 330 Unterzeichner einer entsprechenden Petition und die zahlreichen qualifizierten Einsprüche bei der Öffentlichkeitsbeteiligung.

Allen Unkenrufen zum Trotz wurde der Bebauungsplan zur beschlossenen Sache und das zugehörige Grundstück an den Investor verkauft. Jetzt sind wir sechs Jahre weiter und schauen in ein Loch. Wie konnte es dazu kommen?

Die Mühlhofer Bürger wünschten sich seit langem eine Belebung ihrer Ortsmitte samt Einkaufsmöglichkeit. Zu diesem Zweck hatte die Gemeinde vor Jahren das Grundstück gekauft. Zunächst verlief die Suche nach einem Investor erfolglos. Als dann mit den Aach-Arkaden ein attraktives Versorgungs- und Wohnprojekt auf dem Tisch lag, war man sehr angetan. Der Gestaltungswunsch und -wille war groß. Ebenso das Vertrauen in seine Macher und das Vertrauen zu sich selbst. Schließlich waren die Projekte der Gemeinde in den letzten Jahren allesamt zu Erfolgsgeschichten geworden. Vielleicht erklärt sich hieraus eine gewisse Risikobereitschaft und der bewusste Verzicht auf eine Fertigstellungsbürgschaft. Man wollte diesen Investor und sein Projekt unbedingt!

Das Projekt lief schleppend an. Die Nachfrage nach den Wohnungen soll hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein. Es machte die Runde, dass beim Bau einer bestimmten Zahl von Wohnungen auch ein Spielplatz nötig sei. Ein nachträgliches Schallgutachten habe ergeben, dass die Tiefgarageneinfahrt einzuhausen sei. Anlieger sollen die Sicherung ihres Gebäudes verlangt haben. Nachbarn strengten ein Normenkontrollverfahren an. Beim Aushub der Baugrube stieß man auf Altlasten, deren Entsorgung zeit- und kostenaufwendig war. Einzelhändler sollen ihre Zusagen zurückgezogen haben. Zeitgleich wurde die neue Ortsmitte Salem projektiert, die ebenfalls einen Drogeriemarkt vorsah. Um die Baugrube für die Tiefgarage zu sichern, bräuchte es eine auf Monate ausgebuchte Spezialfirma… - die Hiobsbotschaften rissen nicht ab. Irgendwann, so der Bürgermeister, habe der Investor die Lust verloren.

Der Investor wurde insolvent. Es heißt, er hinterlässt ein mit 2 Millionen Euro Grundschuld belastetes Loch. Der Insolvenzverwalter sitzt in Berlin und hat inzwischen so lange verwaltet, bis die Insolvenz in der Insolvenz eingetreten ist. Jetzt steht das Grundstück vor der Zwangsversteigerung. Hoffentlich ersteigert es kein Spekulant, der es auf unbestimmte Zeit weiter brach liegen lässt. Die Gemeinde hat rechtlich gesehen nur einen begrenzten finanziellen Spielraum, um mitzusteigern. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie wieder in den Besitz des Grundstücks gelangt. Damit reduzieren sich ihre Möglichkeiten bei der neuerlichen Gestaltung.

Rechtlich gesehen liegt die volle Gestaltungshoheit bei der Gemeinde, auch wenn ihr das Grundstück nicht gehört. Praktisch gesehen macht der, dem das Grundstück gehört, die „Ansage“. Noch liegt der alte Bebauungsplan über der Fläche. Den muss die Gemeinde aufheben, damit ein neuer Investor sein Projekt realisieren kann. Dieses Pfand kann dienlich sein.

Bis dahin werden die Bürger wohl noch länger in das Loch schauen müssen. Im vergangenen Jahr hatten sie es bereits gehörig satt. Einige behängten in einer Spontanaktion den Bauzaun mit Mundartbannern. Der Interpretationsspielraum der Sprüche war provokant genug, um die Gemeinde zu veranlassen, den Zaun mit eigenen Produkten zu versehen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die alten Fotos aus Mühlhofen laden zum Verweilen, Reden und Erinnern ein.

Irgendwann wird hoffentlich auch das Loch mal zur Geschichte!

Hierzu auch Artikel aus dem Südkurier

Ute Stephan